Im Rahmen der gegenwärtigen Diskussion zur Verbesserung der frühen Bildung zu Natur und Technik sind folgende Punkte allgemein unbestritten:

  • naturkundliche/naturwissenschaftliche und technische Bildung sollte so früh wie möglich beginnen,
  • der spielerische Zugang und die vorhandene Neugier und Begeisterung sollen erhalten und gestärkt werden,
  • insbesondere das Interesse der Mädchen an naturwissenschaftlichen und technischen Themen soll erhalten und gefördert werden,
  • der frühe naturwissenschaftlich-technische Unterricht soll weitgehend handlungsorientiert sein, unmittelbare Welterfahrung als Ergänzung und Gegenpol zu medial vermitteltem Wissen soll ermöglicht werden,
  • themenorientierter, interdisziplinärer Zugang und offener Unterrichtskonzepte sowie die Differenzierung des Lernmaterials sollen Kindern einen eigenen, entdeckenden Zugang und individuelle Lerntiefe ermöglichen.

"Sage es mir, und ich werde es vergessen.

Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten.

Lass es mich selbst tun, und ich werde es begreifen."

Mit der Forscherwerkstatt entwickeln und erproben wir ein in sich abgestimmtes organisatorisches, inhaltliches und pädagogisch/methodisches Konzept für den handlungsorientierten Grundschulunterricht zu Naturwissenschaften und Technik.

Das Konzept umfasst die Einrichtung, die Organisation und Logistik des Materials und der Geräte, die Auswahl der angebotenen Themen, den methodischen Rahmen mit Werkstattregeln, Unterrichtsablauf und Entwicklung offener Arbeitsformen, die Vermittlung von weitergehenden Zusammenhängen sowie die Einordnung und Umsetzung des erworbenen Wissens.
In der Forscherwerkstatt werden Versuche aus den Bereichen Biologie/Naturkunde, Physik, Technik, Chemie und Mathematik entwickelt, erprobt und von den Kindern selbstständig durchgeführt:

  • die Kinder können in Gruppen in Klassenstärke experimentieren, d.h. es entsteht kein zusätzlicher Betreuungs- und Raumbedarf
  • die angebotenen Experimente sind so aufbereitet, dass Kinder aller Jahrgangsstufen selbstständig damit arbeiten können
  • das Konzept bietet Orientierungsysteme zur Einordnung des mitgebrachten und des neu erworbenen Wissens
  • die Auswahl der Versuche orientiert sich an den Lehrplänen, ergänzt diese jedoch vielfältig
  • Lehrerinnen und Lehrer können die Forscherwerkstatt mit ihren Klassen ohne Vorbereitungsaufwand besuchen
  • Hintergrund-Informationen zu den behandelten Themengebieten werden in Infomappen zu den einzelnen Versuchen angeboten.

Die Forscherwerkstatt wird von Gruppen in Klassenstärke besucht. Durch einen festen Unterrichtsablauf, der sich bei jedem Werkstattbesuch wiederholt, haben wir einen verlässlichen Orientierungsrahmen für die Kinder geschaffen. Ein Werkstattbesuch dauert für Kinder der ersten und zweiten Klasse in der Regel zwei Zeitstunden. Kinder der dritten und vierten Klassen haben häufig nur eine Doppelstunde zur Verfügung. "Forscher-Vormittage" in unregelmäßigen Abständen ergänzen das Angebot.

Fester Bestandteil des Ablaufs sind Anfangskreis, Experimentierphase, Vorbereitungszeit, Forscherrat (Präsentationskreis) und Aufräumphase. Da die Forscherkisten so aufbereitet und zusammengestellt sind, dass sie von den Kindern weitgehend selbständig bearbeitet werden, können sich LehrerInnen auf die Kinder konzentrieren, die Hilfe oder Anregungen benötigen. Die Kinder bestimmen Lerntempo und Lerntiefe selbst. Im "Forscherrat" am Ende einer Arbeitseinheit,

werden die Versuchsaufbauten und Ergebnisse von den Kindern präsentiert und gemeinsam besprochen. Hier werden Verbindungen hergestellt, Fragen diskutiert und Planungen für weitere Experimente entworfen. Durch das System der vorbereiteten Experimentierboxen und der Mappen mit Hintergrundinformationen zu den Versuchen, entfällt die Vorbereitungszeit für die LehrerInnen. Nach dem "Forscherrat" räumen die Kinder selbstständig auf - auch dies ist ein wichtiger Bestandteil des Unterrichtskonzeptes und wird durch die "Werkstattregeln" geregelt – wodurch auch eine Nachbereitungszeit entfällt. Im Verhältnis zur gängigen und sehr arbeitsintensiven Praxis einen bestimmten Versuch für eine ganze Klasse vorzubereiten und nach dem Experimentieren wieder wegzuräumen, ergibt sich eine erhebliche Entlastung. Dies führt nach unseren Erfahrungen dazu, dass LehrerInnnen und Lehrer häufiger spontan mit ihren Klassen experimentieren und dies stärker in ihre Unterrichtsgestaltung einbeziehen.